Innenraummessung auf mikrobiellen Befall
Es gibt kein Verfahren zur Probenahme von Schimmelpilzen bzw. mikrobiellem Befall in Innenräumen, das für alle Fragestellungen anwendbar ist.

Vorschläge für Messmethoden und Probenahmen findet man in:
- VDI 4300-10
- WTA-Merkblatt 4-12-15 (11/2016):
„Schimmelpilzschäden: Ziele und Kontrolle von Schimmelpilzschadensanierungen in Innenräumen“ - UBA: „Leitfaden zur Vorbeugung,
Untersuchung, Bewertung und
Sanierung von Schimmelwachstum
in Innenräumen“ (2016) - BGI 858 / DGUV Information 201/028 „Handlungsanleitung – Gesundheitsgefährdungen durch biologische Arbeitsstoffe bei der Gebäudesanierung“
- VdS 3151: „Richtlinien zur Schimmelpilzsanierung nach Leitungswasserschäden“
- B.v.S: Richtlinie zum sachgerechten Umgang mit Schimmelpilzschäden in Gebäuden

VDI 4300-10 „ Messen von Innenraumluft-verunreinigungen, Messstrategien bei der Untersuchung von Schimmelpilzen in Innenräumen“
Messstrategien bei der Untersuchung von Schimmelpilzen in Innenräumen“:
Je nach Fragestellung können Schimmelpilze auf/in Materialien, in der Luft und im Hausstaub nachgewiesen werden.
Grundsätzlich sollte – wenn nicht gesundheitliche Fragestellungen (z.B. von der Krankenkasse oder einem Arzt) im Mittelpunkt stehen – die VDI 4300-10 zur Anwendung kommen.

Raumluftmessungen
Die Bewertung der Luftuntersuchung basiert auf einer Vergleichsmessung zwischen Raumluft und Außenluft. Störfaktoren können zu falschen Ergebnissen führen.
Folgende Vorgaben sollten eingehalten werden:
Die zu messende Bereiche über Nacht geschlossen halten und die Räume vor der Messung möglichst nicht betreten. Lüftungs- und Klimaanlagen ausschalten oder/und zukleben. Küchenbereich: Mülleimer am Tag vorher entfernen und die Schranktür offen lassen. Pflanzen aus dem Messbereich entfernen.
Zur Erfassung lufttragender Sporen/Konidien werden Nähmedien (DG 18 und MEA für Schimmelpilze, CASO für Bakterien) verwendet, die nach der Messung im Labor angezüchtet und ausgewertet werden.
Weitere Nährmedien für besondere Fragestellungen sind ebenfalls möglich.
Klebefilmproben
Kontaktproben mittels Klebefilm sind eine einfach zu handhabende, preiswerte und schnelle Methode zur Erfassung von lebenden als auch abgestorbenen Pilzbestandteile an Oberflächen.
Die meisten Schimmelpilze lassen sich auf Gattungs- und
einige wenige auf Artebene benennen.
Die Methode erfasst pilzliche Strukturen wie Sporen, Myzel, Sporangien und Sporenträger und kann eine Menge an zusätzlichen Informationen liefern (Milbenfragmente, etc.).
Klebefilmproben sind gut geeignet für den Nachweis von Stachybotrys chartarum.


Partikelsammlung
Hierbei werden sowohl lebende, als auch tote Pilz-bestandteile und weitere Elemente erfasst. Manche Pilze lassen sich nur sehr grob aufteilen, wie z. B. in Asco- und Basidiomyceten, einige sind aufgrund nicht eindeutiger oder fehlender Bestimmungsmerkmale nicht ansprechbar, andere lassen sich auf Gattungsebene und einige wenige sogar auf Artenebene bestimmen.
Die Luftpartikelsammlung erfolgt auf spezielle, mit adhäsivem Material beschichtete Objektträger.
Diese Messmethode wird genauer im WTA-Merkblatt 4-12-15 (11/2016) beschrieben.
Haustaubproben
dienen der Kontrolle sedimentierter Schimmelpilz-bestandteile über längere Zeiträume hinweg. Allgemein wird empfohlen, vor Entnahme von Hausstaubproben die zu untersuchenden Räumemindestens 7 Tage nicht zu saugen, besser nicht zu lüften und auch nicht zu betreten.
Die Interpretation der Auswertungsergebnisse von Haus-staubproben ist nicht ganz einfach und wird sehr kontrovers diskutiert.


Materialuntersuchung
Anhand von Materialproben lassen sich Aussagen über die Eindringtiefe von Pilzen ins Material treffen. Dies ist für den Handwerker im Sinne des Werkvertrages (muss ausgebaut werden?, reicht eine chemische Behandlung?) der wesentliche Punkt.
Das Material wird mikroskopisch untersucht; die Angaben erfolgen in Gattungen und Anzahl KBE.
Geeignet sind beispielsweise: Estrichproben, Tapeten-stücke, Putze, Dämmwolle, Holzproben, Silikonfugen, Papier, Stoffe, Schuhe, usw..
Je nach Untersuchungsmethode können bei Materialproben nur lebende, keimfähige Pilze oder lebende und abgestorbene Bestandteile erfasst werden.
MVOC-Messungen
werden sehr kontrovers diskutiert.
Da MVOC-Messungen sehr störanfällig sind, sollten alle denkbaren Störmög-lichkeiten nach Möglichkeit eliminiert werden.
Auch Einrichtungsgegenstände und Baumaterialien können MVOC emit-tieren und sollten bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtig werden.
Aus grundsätzlichen Erwägungen wer-den diese Messung nicht angeboten.
Schimmelpilzspürhunde
Sie werden zur Detektion verborgener Schimmelschäden eingesetzt. Die hierzu speziell ausgebildeten Hunde reagieren auf die durch Mikroorganismen gebildeten MVOC, zeigen also Geruchsquellen an.
Der Einsatz von Schimmelpilzspürhunden ist in Fachkreisen umstritten.